“Können wir auch ein Familienbild von uns machen, bei dem wir alle in die Kamera gucken?”
Die meisten von uns hängen noch an dem klassischen Familienfoto - und das ist ok!
Ich kann es so gut verstehen: Bilder, auf denen alle drauf sind und auf denen dann auch noch vielleicht einmal, nur gaaaanz kurz, in die Kamera schauen - das sind die Bilder, die wir klassischerweise immer noch im Kopf haben, wenn wir an Familienbilder denken. Sie sind es, die die eigene Wohnzimmerwand und den Flur der Großeltern schmücken. Und mit ihnen gestalten wir Weihnachtskarten und die Kita-Ordner unserer Kinder. Und es ist ok, dass das so ist. Veränderungen brauchen immer Zeit, auch in der Fotografie! Ich nehme mich da auch gar nicht aus: Auch wir haben ein Bild von uns stehen, auf dem wir zusammen in die Kamera schauen. Ein Familienbild eben. Eins von vielen.
Gestellte Bilder sind in der dokumentarischen Fotografie eigentlich ein absolutes No-Go
In der reinen dokumentarischen Fotografie sind solche gestellten und angeleiteten Bilder eigentlich ein absolutes No-Go. Hier schreibe ich zum Beispiel darüber, warum mein Herz vor allem für ungestellte Bilder schlägt. Aber ich mochte Extreme noch nie. Und ich finde sie auch nicht nötig. Deshalb komme ich direkt zum Punkt: Wenn es ein großer Wunsch von Euch ist, auch ein Bild von Euch allen zu haben, bei dem ihr bestenfalls noch in die Kamera schaut, dann können wir das am Ende des Shootings natürlich gerne versuchen. Wer wäre ich denn zu sagen “Nö, tut mir leid. Kann ich zwar, aber DAFÜR müsst Ihr wirklich noch jemand anderen buchen”? Da hat doch am Ende niemand etwas von.
Warum ich vom “Versuchen” spreche?
Trotzdem dazu noch ein paar Gedanken und Erfahrungswerte: Wenn ich Euch die Stunde(n) vorher rein dokumentarisch, also komplett ohne Anleitung, fotografiert und begleitet habe, dann kann es sich mitunter ziemlich komisch anfühlen, auf einmal aktiv gestellt und in die Kamera zu gucken, ja vielleicht sogar extra zu lächeln. Denn: Die ungestellte Fotografie empfinden so viele Menschen als so viel angenehmer und dann zu umzuswitchen fühlt sich mitunter einfach komisch an. (Deshalb mache ich das meistens auch erst zum Ende des Shootings, denn dann muss der Switch nicht nochmal geschafft werden.)
Es kann also vorkommen, dass wir dann zwar versuchen, dieses Bild hinzubekommen, es aber in einer sehr lustigen, quatschigen Situation endet, mit einem Bild auf dem irgendwie alle drauf sind, und meistens auch lachen, aber das dennoch… etwas anders ist als vorher vorgestellt. Hierfür habe ich ein paar Beispiele von einem Familienshooting in Buchholz (Nordheide) rausgesucht, die das ziemlich eindrucksvoll zeigen:
“Warum machen wir das gestellte Familienbild denn nicht einfach direkt zu Beginn des Fotoshootings?”
Das ist eine berechtigte Frage. Und ich habe darauf eine ziemlich simple, aber im Kern wichtige Antwort: Ich möchte, dass alle Familienmitglieder sich während des Familienshootings von Anfang an mit mir wohlfühlen. Insbesondere auch die Kinder. Und ich möchte, dass sie spüren, dass sie genau richtig sind und absolut nichts für mich (oftmals fremden! in ihr Zuhause kommenden Menschen) tun müssen. Verlange ich nun etwas von ihnen (z.B. sich mit den Eltern aufs Sofa zu setzen) und sie wollen das gar nicht (weil es doch unter dem Esstisch gerade viel besser ist!), kann das diesen Bindungsaufbau, der für das dokumentarische Shooting so wichtig ist, wirklich massiv stören. Kinder sollen spüren, dass ich keinerlei Erwartungen an sie habe und sie nicht verändern möchte. Sondern dass ich sie sehe und schätze, ganz genau so wie sie sind. Und das geht nicht, wenn ich zur Tür hereinkomme und nach 5 Minuten zu ihnen sage “Setz dich doch bitte einmal kurz zu deinen Eltern aufs Sofa, dauert auch nicht lang.” Kurzum: es hemmt einfach den Kern der ungestellten Fotografie und das möchte ich einfach nicht gefährden. Außerdem glaube ich, dass diese Bilder am Ende keinen glücklich machen. Denn sie werden mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit verkrampft, angestrengt und gestresst aussehen. Dann können wir sie doch auch einfach gleich sein lassen… oder eben ans Ende des Shootings legen mit der Chance, dass wenigstens lustige Bilder entstehen!
Ich habe während des gesamten Shootings im Blick, auch Bilder zu machen, auf denen Ihr alle drauf seid
Was ich mit diesen Beispielen und Worten sagen will: Versucht Euch einfach ein bisschen zu lösen von der allzu perfekten Vorstellung eines Familienbildes und vertraut darauf, dass ich auch zwischendurch immer versuche, Euch alle aufs Bild zu bringen. Und dann könnt Ihr hoffentlich einfach schmunzeln über den Versuch, am Ende des Shootings ein gestelltes Bild hinzubekommen - und wer weiß: vielleicht liebt Ihr die Bilder ja genauso sehr, wie diese Familie, die nämlich zu dieser Fotoreihe geschrieben hat “Auch diese Bilder sind doch einfach so wunderbar! Wir sind gar nicht enttäuscht, sondern finden sie ganz wundervoll echt und lieben sie alle sehr!!!”
Ihr habt auch Lust bekommen auf ein Familienshooting voller Leichtigkeit, echter Momente und vielleicht dem Versuch eines gestellten Familienbildes? Schreibt mir gern. Ich freue mich auf Euch!