Geburtsfotografie im Geburtshaus Hamburg
Mein großer Wunsch ist in Erfüllung gegangen: Vor einem Jahr durfte ich die Geburt eines Babys fotografisch begleiten. Oder zumindest beinahe, denn um ehrlich zu sein, entschied sich das Baby schneller zu sein, als ich es je hätte sein können.. Aber der Reihe nach:
Mit meiner Ausrichtung der Arbeit in die achtsame, gefühlsbetonte, dokumentarische Fotografie, wuchs auch immer mehr der Wunsch, eine Geburt zu fotografieren.
Meiner Freundin Lea erzählte ich davon. Sie war so begeistert und sagte schon damals, dass sie mich unbedingt bei der Geburt ihres zweiten Kindes dabei haben möchte. Sie würde sich dann bei mir melden, sobald sie schwanger wäre, so viel sei sicher!
Und so kam es tatsächlich, dass sie mich, kurz nach dem sie von ihrer zweiten Schwangerschaft erfuhr, kontaktierte und fragte, ob ich mir immer noch vorstellen konnte, die Geburt ihres Babys zu fotografieren. Sie wollte mich unbedingt buchen!!
Ich war unendlich gerührt und so aufgeregt, allerdings hatte ich in dem Zeitraum rund um die Geburt bereits zwei Termine, die ich nicht mehr schieben konnte. Etwas niedergeschlagen erzählte ich ihr davon und bot ihr an, mich nach anderen Geburtsfotografinnen umzuschauen, damit sie auf jeden Fall zu Geburtsbildern kommt. Ihr Mann und sie wollten das aber auf keinen Fall. Entweder es klappte mit mir, oder es solle nicht sein, sagten sie. Und sie sagten das mit so viel Gefühl und Aufrichtigkeit, dass ich es ihnen wirklich glaubte: Sollte ich es nicht schaffen, so würden sie es nicht bereuen, keine andere Fotografin ausgesucht zu haben.
Also schmiedeten wir Pläne, sprachen über ihre Wünsche und über ihre Grenzen. Darüber, woran ich vielleicht auch unter der Geburt erkennen kann, dass sie gerade Abstand und noch mehr Ruhe braucht und dass ich mich zurück ziehen sollte. Und wir hatten alle drei - meine Freundin, ihr Mann und ich - ein wirklich rundum gutes Gefühl. Die Vorfreude war riesig und kaum auszuhalten. Im Geburtsmonat März hatten wir dann viel Kontakt, tauschten Sprachnachrichten aus und meine Freundin hielt mich auf dem Laufenden über dies und das.
Meine Rufbereitschaft läutet ich damit ein, alle Sachen griffbereit im Flur stehen zu haben: Kamera, Speicherkarten und co landeten im Rucksack, ebenso wie warme Socken, ein paar Snacks und Getränke. Es erinnerte mich fast ein bisschen an das Packen der eigenen Kreißsaaltasche zur Geburt meiner Kinder. Und irgendwie war das ein schönes Gefühl, denn so realisierte ich nach und nach, dass ich wirklich bei der Geburt eines Menschen dabei sein würde und das fand ich schon wirklich extrem bedeutsam.
Die Rufbereitschaft fiel in die Osterferien und so kam es, dass ich mit den Kindern ins Schwimmbad fuhr. Ich bekam auf dem Weg dorthin eine Sprachnachricht meiner Freundin, die sagte, dass sich heute alles etwas anders anfühlte. Ihr fiel das Laufen schwerer und überhaupt zog es im Bauch mehr als an den vorherigen Tagen. Ich bedankte mich für die Info, sagte ihr, dass ich jetzt ins Schwimmbad fuhr, dort aber immer wieder aufs Handy schauen würde. Sie schrieb “Ich glaub es wird auch jetzt erstmal wieder entspannter - ich glaube ich kann Entwarnung geben”. Und so verbrachte ich einen tollen Nachmittag mit meiner Familie im Schwimmbad. Abends, so um 18:30 kam nochmal eine Nachricht. “Hat sich hier wirklich erstmal wieder entspannt - schlaf gut 💜” , schrieb sie. Wir freuten uns noch kurz, dass der Körper sich so langsam einstimmte und dann legte ich das Handy zur Seite. Gerade einmal 2 Stunden später schrieb sie mir, dass sie nicht schlafen könne, weil sie Wehen hat. Sie versuche, sich mal ein bisschen zu bewegen und wenn es mehr werden würde, würde sich ihr Mann bei mir melden. Was soll ich sagen - ich war angeknipst. Ich aß noch etwas in Ruhe und steckte mein Handy an, um den Akku zu laden. Ich schrieb meiner Freundin, dass ich mich bereit machte.
Die Nachricht von Ole, Leas Mann, kam dann auch recht zügig und sie klang etwas hektisch, sodass ich ebenfalls sofort ins Auto stieg und losfuhr. Der lange Weg nach Hamburg war immerhin staufrei und klappte ohne weitere Zwischenfälle.
Als ich mein Auto geparkt hatte, in den späten Abend ausstieg und in den Himmel schaute, da wusste ich allerdings ganz tief in mir: Dieses Baby hat nicht warten wollen. Es war schon geboren. Und ich spürte auch, dass das sehr in Ordnung so war. Also ging ich ins Geburtshaus, wo ich von zwei wunderbaren Hebammen mit den Worten “es ging so schnell, das Baby ist gerade im Wasser zur Welt gekommen” begrüßt wurde. Es lag etwas Magisches in der Luft, das ich bis heute nicht beschreiben kann.
Ich legte meine Tasche an die Seite, packte meine Kamera aus und betrat den wunderschönen, sehr muckeligen Geburtsraum. Meine Freundin Lea, ihr Mann Ole und das Baby hatten die Geburtswanne bereits verlassen und lagen gemütlich im Bett. Ich begrüßte sie leise und voller Gefühl und sie freuten sich unendlich, dass ich da war. Sie dort so zu sehen, mit diesem neuen Menschenkind im Arm, brachte mich sofort zum Weinen.
Wenige Minuten nach meiner Ankunft wollte die Plazenta geboren werden - und so hielt ich also immerhin diesen Teil der Geburt in Bildern fest.
Die Stunden danach vergingen wie im Flug und das erste Kennenlernen der kleinen Familie durch meine Kamera zu beobachten und in Bildern zu konservieren, machte mich zutiefst glücklich und berührt mich bis heute.
Da ich zu jeder Zeit das Gefühl hatte, dass es sich für Lea schön anfühlte, mich dabei zu haben, verbrachte ich die vier Stunden bis sie nach Hause aufbrachen, an ihrer Seite. Während dieser Zeit durfte ich dabei sein, wie dieses kleine Menschenkind bestaunt und mit liebenden Worten auf dieser Welt willkommen geheißen wurde.
Nach einiger Zeit wollte das Neugeborene gestillt werden und so kam ich in den Genuss, auch diesen wirklich sehr schönen Moment in Bildern festzuhalten.
Es folgte die U1, die die Hebamme bei dem Baby durchführte, und anschließend nahm Lea eine entspannte und wohltuende Dusche, während ihr Mann Ole das Baby das erste Mal anzog. Kurz darauf machten sie sich auch schon auf den Weg - sie läuteten ihr Wochenbett vier Stunden nach Geburt zu Hause ein. Und ich, ich fuhr nach ebenfalls nach Hause noch völlig überwältigt und fast ein bisschen ungläubig darüber, was ich die vergangenen Stunden erleben durfte.